Über uns

Willkommen auf unserer Website! Die Haupt-Domain von Ateliéry tapisérií (gegründet 1910) ist ein Hand-Weberei und Restaurierung des historischen Tapisserien, Teppiche und andere Textilien. Darüber hinaus bieten wir die manuelle Reinigung von Teppichen und Wandteppichen und einen einzigartigen Rundgang durch unsere Werkstatt, in der Besucher Weber und Restauratoren bei der Arbeit sehen können.

Gegenwart

souc_hist_1Die Entstehung einer jeden Tapisserie ist ein Schaffensprozeß, an dem der Entwerfer, Architekt, bildender Künstler und Weber beteiligt sind. Generationen von Webern und Weberinnen haben seit 1910 in den Neuhauser Kunstwerkstätten Hunderte von monumentalen wie kleinen Tapisserien, Tausende von Metern Stoff mit originellem Design, Gazevorhängen, Bettspreiten, Kissen, Vorlegern und Teppichen gefertigt. Den Grundstock bildete aber immer das Weben großer Gobelins. Mit der Restaurierung von Tapisserien, Teppiche und sonstiger Textilien begann Josef Müller Anfang der 1960er Jahre. Dank stupender Kenntnisse spezifische Textilien betreffend und der souveränen Beherrschung der Weberkunst wurden in den Neuhauser Kunstwerkstätten eine Reihe ausgezeichneter Fachfrauen ausgebildet, die einige Dutzende wertvoller großflächiger Tapisserien, Teppiche, Sitzmöbelpolsterungen und andere Textilien aus Sammlungen des tschechischen und fremder Staaten in der ganzen Welt restaurierten. In den 1990er Jahren verfolgten die Neuhauser Kunstwerkstätten ein fünfjähriges Forschungsvorhaben, dessen Ziel in der Entwicklung restauratorischer und konservatorischer Methoden und Verfahrensweisen bestand, durch welche auch äußerst beschädigte historische Textilien, bei Tapisserien begonnen, einer erfolgreichen Restaurierung zugeführt werden könnten. Die Ergebnisse waren positiv und heute werden kombinierte Methoden der Restaurierung und Konservierung eingesetzt, angefangen bei Nähskelettierungen bis zu unauffälligen Nachempfindungen. Für die Resultate interessiert sich auch die Fachwelt im Ausland. Restaurierungswerkstätten in England, Frankreich, Belgien und den Niederlanden bekunden ihr Interesse an Gemeinschaftsvorhaben innerhalb der Europäischen Union. Auch darin ersieht man in Jindrichuv Hradec seine Zukunft. Ein Prüfstein ihres Weiterbestehens waren die anfänglichen 1990er Jahre, als die Kunstwerkstätten privat wurden. In dieser Zeit wurden 30 große Tapisserien gewoben, darunter etwa acht Replikate des Zyklus Remesla, man bekam auch Aufträge für den Hollywooder Filmproduzenten John Silver. Die Kunstwerkstätten bewältigten das staatliche Forschungsvorhaben die Restaurierung betreffend und technisch gekonnt weiß man dort kombinierte Techniken bei der Bewahrung althergebrachter Kulturgüter anzuwenden. In der alten Fabrik inmitten der schönen südböhmischen Stadt fanden die Kunstwerkstätten eine gute Basis und wissen dank ihrem Können ihre Stellung in dem tschechischen Kunstgewerbe und der Nationalkultur zu behaupten.

Historie

Geht man am Ufer des Nezarka-Flusses oder zwischen mittelalterlichen Häusern im historischen Stadtkern spazieren, merkt man über der Schönheit des Außenbaues gar nicht, daß die Funktion der Interieurs die Augenweide in den Schatten stellen kann. Auch eine alte zweckentfremdete Spiritusfabrik besitzt eine eigentümliche Atmosphäre. Denn in ihr wie auch in den mittelalterlichen Gerberhäusern unterhalb der Burg befindet sich eine Kunstwerkstätte, in der Gobelins gewoben, aber auch restauriert werden genauso wie Teppiche, alte Bezüge von Sitzgarnituren und andere kostbare Textilien. Die Neuhauser Tapisserien-Ateliers fühlen sich dem Vermächtnis von Marie Teinitzerova, ihrer Gründerin, verbunden. Am Anfang standen Spaziergänge am Meeresufer in Kopenhagen, die in Marie Teinitzerova den Plan zur Gründung einer Weberei und Webschule, mit ihren Worten: „zum Wohl Südböhmens und zu Ehren der ganzen Nation“, reifen ließen. Die 1910 umgesetzte Idee bereichert bis heute die Nationalkultur durch die Qualität der am Ort produzierten Kunsttextilien. Ein hervorragender Charakterzug von Marie Hoppe Teinitzerova war ihre Fähigkeit, souc_hist_2für die einmal gewählte Tätigkeit durch ein intensives Studium in der Heimat wie im Ausland eine Menge Informationen zu sammeln und sich praktische Fertigkeiten anzueignen. Ihr Kunstverstand und Einfallsreichtum verliehen der Produktion der Kunstwerkstätte ein persönliches Gepräge. Ihre originellen auf Hand- und Kraftwebstühlen angefertigten Textilien bekannten sich zur Qualität, Schlichtheit und Zweckmäßigkeit, beim Weben von Tapisserien, die für allerlei Bauten bestimmt waren, stand die Zusammenarbeit mit hervorragenden tschechischen bildenden Künstlern, die Entwürfe machten, im Vordergrund. In diese Zusammenarbeit investierte sie ihr ganzes Wissen um die Möglichkeiten der Technik, Ausdrucksmittel dieser kunstgewerblichen Arbeit, um den Textilcharakter des Endproduktes. Marie Teinitzerovas Einsatz in Neuhauser Gobelinkunstwerkstätten zeugt von der Suche nach neuen Wegen und Werten. Sie wollte das Geschick der tschechischen Hände und die Invention der Designer vor Augen führen. 1925, 15 Jahre nach der Gründung der Kunstwerkstätten, errangen sie und ihre Weber und Weberinnen einen überzeugenden internationalen Erfolg. Auf der Exposition Internationale des Arts Decoratifs et Industrieis Modernes in Paris wurden sie mit dem Hauptpreis und einer Goldmedaille für den achtteiligen Zyklus Remesla (Kunstgewerbe) nach dem Entwurf von Prof. Frantisek Kysela dekoriert. In Frankreich war man durch die Eigenart der bildkünstlerischen Kompositionen überwältigt und der tschechischen Kunst gelang der Durchbruch. Der Erfolg war um so mehr zu schätzen, als Frankreich eine der Wiegen der mittelalterlichen Tapisserien ist und bildkünstlerische Qualitäten einer strengen Beurteilung unterzogen werden. souc_hist_3Noch viele Werke entstanden nicht nur am sausenden Webstuhl der Zeit, sondern auch in den Neuhauser Kunstwerkstätten, bevor Marie Teinitzerova Mitte der 1950er Jahre in den wohlverdienten Ruhestand trat. Die Kunstwerkstätten waren zu dem Zeitpunkt in staatlicher Hand und bald darauf wurden sie zum Bestandteil der Kunstgewerbe-Zentrale (ustredi umeleckych remesel). Damals machte sich der exzellente Textildesigner und Fachmann Josef Müller ans Werk. Er übte einen wesentlichen Einfluß auf die Produktion aus durch seine zahlreichen Entwürfe wie auch durch Verbesserungsvorschläge und Änderungen mancher Verfahrensweisen. Er schaffte es mit seinen Weberinnen die Entwürfe durch Hohlschußbindungstechnik so fein, kunstvoll und mit variierenden Farbtönen in Gewebe umzusetzen, daß die Leistungen beinahe absolut waren. Ein großes Glück war den Neuhauser Gobelin-Kunstwerkstätten beschieden, als Josef Müller rund vierzig Jahre seines Lebens in ihnen verbrachte. Er hob das Niveau der bei der Anfertigung von Tapisserien geleisteten Weberarbeit eindeutig in den Weltrang. Er war Urheber der Restaurierung von Textilien und ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. Sein künstlerisches, fachmännisches und allgemein menschliches Vermächtnis füllen die Neuhauser Tapisserien-Kunstwerkstätten mit schöpferischem Geist und Feuer und Flamme für das zu beginnende Werk.